Archäologie: Forscherteam rekonstruiert Gesicht von 75.000 Jahre altem Neandertaler


Ein hervorstehender Kiefer, eine große Nase und markante Augenhöhlen: So könnten die Neandertaler ausgesehen haben. Wissenschaftler haben nun das Gesicht einer Vorfahrin des modernen Menschen modelliert.

Wie haben die Neandertaler ausgesehen? Dieser Frage hat sich ein Team aus britischen Forscherinnen und Forschern und niederländischen Künstlern gewidmet und mit ihrer Arbeit einen faszinierenden Blick in die Vergangenheit ermöglicht. Für die Dokumentation “Geheimnisse der Neandertaler”, eine Co-Produktion des Streamingdienstes Netflix und der BBC, rekonstruierten die Wissenschaftler aus den Überresten eines Schädels das Gesicht einer Neandertaler-Frau, die rund 40 Jahre alt gewesen sein soll, als sie vor knapp 75.000 Jahren starb und in einer Höhle im heutigen irakischen Kurdistan bestattet wurde. 

Schädelfragmente der Neandertaler-Frau wurden im heutigen Irak gefunden 

Bereits in den 1950er-Jahren waren in der Shanidar-Höhle, 500 Kilometer nördlich von Bagdad, die Überreste von mindestens zehn Neandertalern gefunden worden. Im aktuellen Fall war die Rekonstruktion aber doppelt kompliziert: Der Schädel der Frau sei zwar fast vollständig erhalten gewesen, allerdings war er in eine nur knapp zwei Zentimeter dicke Schicht gepresst worden, wohl von einem herabgefallenen Stein. Wie der “Spiegel” berichtet, erklärte Graeme Barker, Professor der Universität Cambridge und Leiter neuer Ausgrabungen in Shanidar, dem Sender BBC, der Schädel sei “flach wie eine Pizza” gewesen. Dementsprechend wurden die Fragmente in ihrer Schicht nach Großbritannien transportiert und dort herausgelöst. Ein Konservator setzte die kleinen Teile anschließend in mehr als einem Jahr Handarbeit wieder zusammen.

Der wieder aufgebaute Schädel war die Grundlage für einen 3D-Modell, das die niederländischen Paläo-Künstler Adrie und Alfons Kennis nutzten, um ein Gesicht zu simulieren, in dem sie künstliche Muskel- und Hautschichten hinzufügten. Das Ergebnis ist fesselnd: Die knapp 40 Jahre alte Frau hatte einen starken, hervorstehenden Kiefer, eine große Nase und markante Augenpartien. 

Zähne der Neandertaler-Frau waren fast gänzlich abgenutzt

Ihr Alter schätzten die Forscher aufgrund ihrer Zähne, die fast bis zur Wurzel abgenutzt waren. “Wenn die Zähne so abgenutzt sind, ist das Kauen nicht mehr so effektiv. Daher ist sie nicht mehr in der Lage, ganz normal zu essen”, erklärte die an dem Projekt beteiligte Paläoanthropologin Emma Pomeroy von der Universität Cambridge gegenüber der “BBC”. “Wir haben weitere Anzeichen für eine schlechte Zahngesundheit – einige Infektionen, auch einige Zahnfleischerkrankungen.” Demnach habe sie die Frau ihrem natürlichen Lebensende genähert. Ob sie tatsächlich eines natürlichen Todes gestorben ist, sei aber nicht klar. PAID STERN 2020_01 Einer wie wir 13.20

Die Arbeit der Forscher gibt den Zuschauern einen interessanten Eindruck davon, wie die Vorfahren der heutigen modernen Menschen gelebt haben und wie sie ausgesehen haben könnten. 

Die Dokumentation “Die Geheimnisse der Neandertaler” ist ab sofort auf Netflix verfügbar und kann auch auf deutsch gestreamt werden. 

Quellen:BBC, Der Spiegel, CNN





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Publish date : 2024-05-02 14:09:00

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